Kategorien Archiv: Ausstellungen

Tschichold in St. Gallen

Der Leipziger Typograf Jan Tschichold und seine Arbeitsbibliothek.

MUSEUM FÜR DRUCKKUNST LEIPZIG

5. März – 14. Mai 2017

Eröffnung: 3. März, 18 Uhr

 

Mit der Ausstellung „Tschichold in St. Gallen“ zeigt das Museum für Druckkunst Leipzig in 24 Vitrinen einen Querschnitt durch die Arbeitsbibliothek des in Leipzig geborenen Typografen Jan Tschichold (1902-1974). Die Dokumente, die seit 2010 in der Kantonsbibliothek Vadiana in St. Gallen aufbewahrt werden, werfen ein neues Licht auf seine Persönlichkeit und sein Werk.

Neben Büchern und Broschüren umfasst die Arbeitsbibliothek eine Vielzahl von Archivalien: Briefe, handschriftlich verfasste Kommentare, Notizen, Zeitungsausschnitte, Fotografien und Originalillustrationen. Es handelt sich um einen Schatz an Zeugnissen zur Geschichte der europäischen Typografie des 20. Jahrhunderts. Gezeigt werden unter anderem Bücher des britischen Penguin Verlages, die Tschichold 1947-49 typografisch reformierte sowie unzählige Dokumente, die er nahezu pedantisch mit Kommentaren und Korrekturen zu Gestaltung oder Rechtschreibung versah.

Jan Tschichold wurde 1902 in Leipzig geboren und besuchte hier die Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe (heute Hochschule für Grafik und Buchkunst). Schon früh wurde er vom Bauhaus beeinflusst. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine avantgardistischen Arbeiten und vor allem durch sein Buch Die Neue Typographie (1928). 1925 verließ er Leipzig, war zunächst in Berlin tätig und ließ sich 1926 in München nieder. Neben seiner Tätigkeit als freischaffender Gestalter lehrte er an verschiedenen Hochschulen. 1933 emigrierte er in die Schweiz und lebte dort mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tod 1974.

Der Schweizer Typograf Jost Hochuli beschäftigt sich seit langem mit dem Schaffen Tschicholds und kuratierte diese Ausstellung 2016 für die Kantonsbibliothek Vadiana in St. Gallen. Mit der Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia kann die beeindruckende Schau nun auch in Deutschland, im Museum für Druckkunst Leipzig, gezeigt werden. Neben der Arbeitsbibliothek in St. Gallen befinden sich weitere Teile des Nachlasses von Jan Tschichold im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig, sowie im Getty-Forschungszentrum in Los Angeles.

Das Begleitbuch zur Ausstellung von Jost Hochuli ist für 28 Euro im Museumsshop erhältlich.

 

Begleitprogramm

Öffentliche Führungen, sonntags, 12 Uhr: 3.3., 26.3., 9.4. und 23.4.

Führung 60+, dienstags, 14.3. und 11.4., 15 Uhr (halber Eintrittspreis für Besucher 60+)

 

Museum für Druckkunst Leipzig

Nonnenstraße 38

D-04229 Leipzig

Tel.: +49 341 / 231 62-0

info@druckkunst-museum.de

www.druckkunst-museum.de

facebook.com/museumfuerdruckkunst

34. Leipziger Grafikbörse PASSAGE

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PASSAGE ist der Leitgedanke unter dem in diesem Jahr 80 Künstlerinnen und Künstler mehrerer Generationen aus Mitteldeutschland ihre seit 2014 entstandenen Arbeiten vorstellen. Präsentiert werden rund 100 Werke, die mit Hilfe verschiedenster Drucktechniken aufs Papier gebracht wurden. Vom Holzschnitt über Radierungen bis hin zu Siebdruck und Lithografie – auch Eigentechniken und Kombinationsverfahren kamen zum Einsatz. Besonders spannend ist das Zusammenspiel aus den facettenreichen historischen Techniken und der unterschiedlichen Herangehensweise zeitgenössischer Künstler an das weitgreifende Thema PASSAGE.

Seit seiner Gründung im Jahr 1972 beschäftigt sich der Verein Leipziger Grafikbörse e.V mit der Präsentation zeitgenössischer Grafiken, die mittels klassischer oder moderner Drucktechniken entstehen. Zu diesem Zweck entstand vor 44 Jahren die Ausstellungsreihe Leipziger Grafikbörse die zunächst jährlich ausgerichtet wurde und inzwischen als Biennale stattfindet. Mit der 34. Ausgabe ist die Leipziger Grafikbörse bereits zum dritten Mal zu Gast im Museum für Druckkunst.

Der Verein Leipziger Grafikbörse e.V besteht aus einer kleinen, sehr engagierten Gruppe Leipziger Künstler, deren Arbeit auch über Sachsen und Mitteldeutschland hinaus in anderen europäischen Ländern als wertvoller Kulturbeitrag geschätzt wird. Die Leipziger Grafikbörse zählt neben den „100 Sächsischen Grafiken“ und dem „Sächsischen Druckgrafiksymposion“ zu den wichtigsten Veranstaltungen auf dem Gebiet der aktuellen Druckgrafik in Sachsen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit einer Übersicht aller Arbeiten. Erhältlich im Museumsshop für 10 Euro. Alle Arbeiten lassen sich zudem käuflich erwerben.

 

Begleitprogramm

Öffentliche Führungen jeweils sonntags, 12 Uhr: 4.12.2016 sowie 8. + 22.1.2017

Workshop „Radierung“ mit der Künstlerin Madeleine Heublein (Leipzig): 15.1.17, 14 – 16 Uhr

Führung 60+: Dienstag, 17.1.17, 15 Uhr (halber Eintrittspreis für Besucher ab 60 Jahren)

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Museum für Druckkunst Leipzig

Nonnenstraße 38

D-04229 Leipzig

Tel.: +49 341 / 231 62-0

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Gedrucktes bleibt. 25 Jahre Wiedergründung des Leipziger Bibliophilen-Abends

Leipziger Bibliophilen-Abend e.V. (Logo)

Leipziger Bibliophilen-Abend e.V. (Logo)

AUSSTELLUNG IM MUSEUM FÜR DRUCKKUNST LEIPZIG

30.10.2016 BIS 12.02.2017 (verlängert!)

 

Der Leipziger Bibliophilen-Abend e.V. (LBA) ist mit einer Kabinettausstellung zu Gast im Museum für Druckkunst Leipzig. Anhand von Grafiken, Büchern, Druckplatten und Dokumenten wird die Gesamtentwicklung des LBA seit 1904 und damit auch ein wichtiges Kapitel Leipziger Druck- und Mediengeschichte nachgezeichnet. Am 8. Januar 1991 wurde der Leipziger Bibliophilen-Abend e. V. unter dem Namen des von 1904 bis 1933 existierenden Vorgängervereins wiedergegründet. Anknüpfend an dessen hohe Ansprüche an Qualität hat es sich der LBA unter dem Motto „Literatur – Bücher – Grafik“ heute zur Aufgabe gemacht, einen Beitrag zur Leipziger Buchkunst zu leisten und dabei Leipziger Künstler und die grafische Industrie der Stadt zu fördern.

Bibliophile Editionsreihen (c) Gaby Waldek

Bibliophile Editionsreihen (c) Gaby Waldek

1904 erfolgte die Gründung des LBA zu dem Zeitpunkt, als Leipzig uneingeschränkt Deutschlands bedeutendste Stadt der grafischen Industrie und wichtigster Verlagsstandort war. Nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation erfolgte in der Weimarer Republik ein erneuter Aufstieg des Vereins, der im Frühjahr 1933 ein jähes Ende fand. In der DDR versuchten Leipziger Buchliebhaber, diese Vorkriegserfolge wieder aufzunehmen und weiterzuführen, was dem chronischen Mangel an Papier und anderen Kapazitäten geschuldet nur teilweise gelang. Erst nach der politischen Wende konnte 1991 – wieder unter dem alten Namen – eine Neugründung erfolgen.

25 Jahre Neugründung ist für den amtierenden Vorstand des LBA nun der Anlass, erstmalig den gesamten Werdegang des Vereins in einer Ausstellung zu präsentieren. Wertvolle Bücher, Original-Grafiken, Plakate, Druckplatten und Dokumente zeichnen die 112-jährige Geschichte des Vereins nach und streifen ebenso die Historie der Buchstadt Leipzig mit ihren Höhen und Tiefen.

Der Fokus der Ausstellung liegt auf der Qualität und der Vielfalt der rund 110 Drucke, die in den letzten 25 Jahren vom LBA verlegt wurden. Das gemeinsame Merkmal aller Drucke besteht in exklusiver und sorgfältiger Gestaltung, einer hochwertigen Ausstattung in Verbindung mit Original-Druckgrafik. Alle Ausgaben erscheinen in kleinen limitierten Auflagen, sind signiert und nummeriert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit vielen Abbildungen und einer Bibliografie zur Dokumentation der in den letzten fünf Jahren erschienenen Drucke des LBA.

 

Begleitprogramm:

Öffentliche Führungen, sonntags, 12 Uhr: 6.11.2016, 15.1.2017

Führung 60+: Dienstag, 29.11., 15 Uhr (halber Eintrittspreis für Besucher ab 60 Jahren)

 

Museum für Druckkunst Leipzig

Nonnenstraße 38

D-04229 Leipzig

Tel.: +49 341 / 231 62-0

info@druckkunst-museum.de

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Hinter den Pfaden – Holzschnitte von Gabriele Sperlich

Die Ausstellung „Hinter den Pfaden“ zeigt noch bis zum 29.10.2016 Arbeiten der Leipziger Künstlerin aus den letzten beiden Jahren. In einer Ausstellung mit Ölbildern und Grafiken von Gabriele Sperlich im Westphalschen Haus Markkleeberg sprach ich über ihre Bilder als „Traumlandschaften“. Die Titel ihrer Bilder („Treibgut“, „Hinter den Pfaden“, „Selbstgespräch“, „Schwebend“) geben uns einen Eindruck von Momenten zwischen verschiedenen Zuständen. Veränderungen, die vielleicht gerade stattgefunden haben, erhofft oder befürchtet werden oder unmittelbar bevorstehen…

Gabriele Sperlichs Arbeiten sind m. E. Bilder einer Suche nach Verstehen und nach Verständigung. Zunächst geschieht diese Verständigung der Künstlerin mit sich selbst: es geht ihr um das Ordnen des alltäglich Erfahrenen – des hinzu Gekommenen wie des Verlorenen. Es geht des Weiteren auch um eine Art täglicher Verteidigung: nämlich der des kreativen Prozesses, dessen Ergebnis sich einer „Messung als Mehrwert“ zunächst in der Regel entzieht.

Doch die Suche nach Verständigung endet natürlich nicht hier, sondern ist parallel auch eine nonverbale Ansprache an den imaginär Anderen, also das betrachtende Subjekt. Dafür sprechen die reihenartig wiederkehrenden Titel und auch die Bildinhalte selbst: das Gebunden- und Verbunden-Sein in verschiedensten Beziehungen, um es ganz allgemein zu fassen.

Der künstlerisch antreibende Aspekt ist bei Gabriele Sperlich einer der Selbstvergewisserung, meine ich – im Sinne eines Modells, in welches man zunächst aus einem inneren und vielleicht unbewussten Drang eintauchte, das man aber als Künstler ab einem bestimmten Punkt zunehmend bewusst lebt. Zunächst ist ja der Sinn der Selbstvergewisserung, ein Stück „innere Unabhängigkeit“ zu erlangen – und sei es auch nur die Illusion, das eigene Tun bewusster bestimmen und damit verbundene Veränderungen einordnen zu können. Mit und durch die künstlerische Arbeit stellt man zugleich das „Modell der Selbstvergewisserung“ den anderen, den Betrachtenden, zur Verfügung und gewährt so Einblicke in eine sehr persönliche Art der Auseinandersetzung. Gabriele Sperlich führt diese auf eine Weise, mit der sie ihre Bilder weit hinter den äußeren Erscheinungen sucht.

Vor ungefähr 100 Jahren entstand die Kunstrichtung des Surrealismus. Was damals als „überhöht“ und „absurd, fremd, fantastisch“ in die Texte, Bilder und Filme einzog, ist also über mehrere Generationen längst Bildgewohnheit geworden. Somit ist auch die Frage nach einer „realistischen“, im Sinne von „erkennbarer“ Bildkunst eine wirklich überholte Frage. Die Frage, was man im künstlerischen Sinne als real abbildend, als „wirklich“ empfindet, ist eigentlich nur noch individuell zu stellen. Wenn ich mich heute in einer bestimmten Bildwelt „zu Hause“ fühle, mich in ihr in irgendeiner Weise wiederfinde – produzierend oder rezipierend – dann ist es leichter denn je, mir diese Bildwelt zu vervielfachen, sie zu animieren, geradezu zu verlebendigen. Künstlerische Bilder zu schaffen ist allerdings ohne die Fähigkeit der Imagination nicht denkbar, sieht man vom reinen Kopieren ab. In diese Imagination fließt alles ein, was als Bildzeichen für den Künstler wahrnehmbar ist. Wahrnehmen bedeutet aber auswählen – und auszuwählen ist umso schwieriger, je mehr es gibt. Und hier sprechen wir nun schon gewohnheitsmäßig von „Bilder-Strömen“… Diese freilich nur die Zusammenhänge antippenden Überlegungen scheinen mir wichtig, will man sich der Bildwelt von Gabriele Sperlich nähern. Man sollte eine Vorstellung davon entwickeln, dass die Elemente in ihren Bildern (z.B. die Schlingen, die sich aufschwingenden Linien und Schweifformen oder die transparenten Ellipsenformen) in sich empfunden und gedacht sind. (Mit einem Blick, der nach erkennbaren Formen der Alltagswelt sucht, kommt man hier eventuell nicht weit.)

Doch wenn man sich vergegenwärtigt, dass jede der Formen in ein Material (Holz oder Linoleum) hineingegraben wurde, dass das Messer dabei den Bildraum in verschiedenste Richtung durchschneidet, dann kann man die ganz und gar „reale Selbstverständlichkeit“ einer sich formenden Linie oder Fläche ganz anders erfassen. Und vergleicht man ihre Grafiken der letzten beiden Jahre mit den früheren, dann meine ich, dass Gabriele Sperlich ihre Formen nun etwas anders und den Bildraum damit klarer strukturierend einsetzt. Waren es in früheren Bildern häufiger netzartig verwobene, sich überlagernde Strukturen, finden wir in vielen ihrer neueren Arbeiten größere freie Räume, die in ihren Farbwerten strahlen und den Bildern Raum, Tiefe und Weite geben, zugleich das Schwebende der Figuren betonen.

Ich sage bewusst „Figur“, denn um diese kreist Gabriele Sperlich fast in jedem ihrer Bilder. Manch einem mag das Erkennen solcher hier vielleicht fern liegen – auch das hat natürlich mit den eingangs erwähnten Bild- und Sehgewohnheiten zu tun. Die Figur ist bei Gabriele Sperlich zum einen universell zu verstehen – in dem Sinn, dass sie bildnerisch in Beziehung gesetzt wird und diese bildnerische Verortung einer inneren Suche nach Klärung entspricht. Zum anderen ist die Figur auch in der äußerlichen Wahrnehmbarkeit von einer konkreten individuellen Zuordnung befreit – sie wird assoziativ behandelt und kann auch nur assoziativ erfasst werden. Wie weit Gabriele Sperlich dabei mitunter geht, lässt das Bild „Hervortreten“ erkennen. Hier tritt uns eine Figur genauso schlicht wie magisch zugleich aus dem Bildraum entgegen – die verblüffende und „erhellende“ Wirkung entsteht ganz allein aus der Art des Druckens: nämlich dass die Fläche der Figur nicht ganz ausgedruckt hat, wir hier die Maserung des Holzes sehen, was der Figur Verletzlichkeit und Sprödigkeit verleiht. Und weil es zugleich die hellste Stelle im Bild bleibt, bekommt diese Figur etwas aus sich Strahlendes und verleiht dem Bild etwas Magisches, was aber ungekünstelt und schlicht formuliert wurde. Dabei spielt es für die Künstlerin keine Rolle, wie diese Figur aussieht. Und mit dieser Art von Unbestimmtheit gelingt es ihr, etwas tiefer Liegendes sichtbar und erfassbar zu machen.

Ihre Blätter entstehen nicht aus einer raffinierten Vorabplanung – soviel meine ich zu wissen. In ihren Blättern erleben wir insofern etwas Besonderes, als wir hier auf eine Art „Denken und Empfinden in Farbe“ treffen. Mit jeder neuen Farbe taucht die Künstlerin in eine andere Nuance des Bild- und Denkprozesses ein. Fragt man sie nach der Anzahl der Druckprozesse, also wie oft sie das Holz oder Linoleum neu eingefärbt hat, so weiß sie es am Ende oft selbst nur noch zu schätzen: „vielleicht zwölf Mal“ oder „mindestens vierzehn Mal“. Um wenigstens kleine Hinweise auf ihr Arbeit mit der Farbe zu geben, sei darauf verwiesen, dass sie die Möglichkeiten der Druckfarbe, lasierend (also durchscheinend) oder deckend (also abdeckend) zu sein, mit großer Perfektion ausnutzt. Das bedeutet, dass sie zum einen die Farben im Bild von Druckgang zu Druckgang weiter verändert, indem sie immer neue Pigmente hinzugibt – auf diese Weise kann sie ein helles kühles Rot etwa im Laufe von mehreren Druckgängen zu einem Orange, zu einem Englischrot oder später noch zu einem tiefroten Braunviolett werden lassen. Zum anderen nutzt sie die deckende Wirkung, in dem sie Farben mit einem ganz anderen Ton (bspw. hellblau über dunkelrot) überdruckt, ohne dass diese noch durchscheinen. Um die Komplexität des Ganzen erfassen zu können, muss man nun noch einen weiteren Aspekt ihrer Arbeitsweise bedenken – nämlich das Drucken mit verlorener Form. Und auch hierin ist sie eine Meisterin! Die meisten der unglaublich vielschichtigen Bilder, die Sie in der Ausstellung sehen, sind mit dem Prinzip der verlorenen Form gedruckt. Das heißt, Gabriele Sperlich druckt immer und immer wieder von einem, maximal zwei Druckstöcken und verändert dabei die Platte durch verschieden weitgreifende Einschnitte ins Bild – dabei gibt es aber nur eine Richtung, die des Wegschneidens. Ein Hinzugeben würde immer eine neue, weitere Druckform benötigen.

Besonders ist hier also das Zusammenwirken von beidem – dem Arbeiten mit verlorener Form und zugleich dieser sich durch die Farben bewegenden Arbeitsweise. Dabei befindet sie sich in einem ganz eigenen Rhythmus aus intuitiv suchenden Phasen und reflektiert agierenden Phasen.

Galerie für Holzschnitt und Hochdruck
Lützner Str. 85, 04177 Leipzig
www.hoch-und-partner.com

Barbara Anna Husar: Neue Druckgrafiken

Barbara Husar zeigt neue Druckgrafiken in zwei deutschen Galerien.

Von Thomas König

Die österreichische Künstlerin Barbara Husar geht druckkünstlerisch ihren eigenen Weg. Und zwar benutzt sie unterschiedlichste Stempel, also kleine Hochdruckformen, die von ihr auf den Druckträger, meist Papier, händisch aufgetragen werden. Mit Stempeln, die sowohl figural als auch rein schriftlich ausgeformt sind, arbeitet sie seit 2007. Derzeit verfügt Barbara Husar über rund 1.680 verschiedener Stempel. Es ist ihr Mischpult, sie nennt es auch ihre analoge Festplatte, worin sie alle wesentlichen Aspekte rund um ihr Kernthema Reizweiterleitung speichert und neu verknüpft.

Barbara Husar hat jahrzehntelang immer wieder in der Wüste im Sinai gelebt, wo sie eine Ziegenherde besitzt, die von Beduininnen gehütet wird. Die Erfahrungen in der Wüste haben sie geprägt, sowohl durch den sternenklaren Himmel in der kalten Nacht kosmisch spirituell als auch bestens geerdet durch die Teilnahme am archaischen Leben der Beduinen. Ihr Atelier befindet sich seit einem Jahr im obersten Stockwerk eines turmähnlichen Gewerbegebäudes in Wien, auf dessen offener Freiraumfläche transformiert sie viele wesentliche Erfahrungen aus dem einfachen Leben in der Wüste mitten in die Großstadt.

Für die 2007 gegründete Venet-Haus Galerie in Neu-Ulm, Bayern, die seit 2013 unter einer neuen Führung steht, hat Barbara Husar die dreiteilige Druckgrafikedition „HOCHFREQUENZ § Münster“ geschaffen. Der Editionstitel bezieht sich auf die kosmisch-sphärische Strahlung, die sich in der Spitze des Turms konzentriert und von dort über das Bauwerk des Münsters mit der Erde verbunden wird. Es handelt sich dabei um drei verschiedene historische Ansichten des Ulmer Münsters, auf Bütten reproduziert, die jeweils von der Künstlerin händisch mit Farbe (Tusche bzw. Acryl) koloriert und mit ca. fünf Stempeldrucken versehen wurden. Auf den Passepartouts, in denen sich die Blätter befinden, sind jeweils die Titel der drei Sujets aufgestempelt. „HOCHFREQUENZ“ mit dem Kopf von Marilyn Monroe, dem allerersten Stempel von Barbara Husar, gekrönt mit einem Euter, „VIBRATION im Inneren sowie im Äußeren der Raumkrümmung“ mit den Libellenflügeln am Turm, einem Insekt von dem sich zwei Arten aus der Triaszeit bis heute erhalten haben, und „WELTEN IM DREHMOMENT“ mit einem Raumschiff sowie zwei an Fritteusen wie an Fallschirmen schwebende Elfen ohne Flügel. Bei den Sujets „HOCHFREQUENZ“ und „WELTEN IM DREHMOMENT“ wurde jeweils zusätzlich auf der Vertikalen des Turms eine geometrische Konstruktion mit einer zentrischen Sphäre aus Pentagonen platziert.

Da die Blätter in Handarbeit bearbeitet wurden, sind sie unterschiedlich und daher voneinander geringfügig abweichende Originale. Die Auflage pro Sujet beträgt jeweils fünf arabisch nummerierte Exemplare dazu zwei e.d.e und ein e.d.a. Die Größe der Arbeiten einschließlich Passepartout, in das sie fix montiert sind beträgt 30 x 40 cm. Sämtliche Blätter sind bis ins Passepartout hineinragend signiert. In der Ausstellung werden auch zugehörige Entwurfsskizzen und weitere Variationen gezeigt.

Die Ausstellung „HOCHFREQUENZ § Münster“ findet in der Venet-Haus Galerie, Bahnhofstraße 41, 89231 Neu-Ulm, vom 13. Oktober bis zum 12. November 2016 statt. www.galerie-im-venet-haus.de

Vom 15. Oktober bis 12. November 2016, also fast gleichzeitig, werden in der Galerie Michael Schultz, Mommsenstraße 34, 10629 Berlin, Arbeiten der Künstlerin unter dem Titel „Avantgarde der Teilchenbeschleuniger“ zu sehen sein. www.schultzberlin.com

Zeitgenössische japanische Holzschnitte

Vom 14. September bis 8. Oktober 2016 zeigt die Galerie Nothburga in Innsbruck zeitgenössische japanische Holzschnitte. Von Manfred Egger

Im Jahr 2007 wurde ich im Rahmen der 5th KIWA International Woodprint Exhibition ins Kyoto City Museum zur Verleihung des Kyoto Shimbun Preises eingeladen. Dort, in der Ausstellung selbst und im Laufe der nächsten Tage, durfte weiter lesen

Hommage an Gerenot Richter – Werkschau in 6 Kapiteln

Hommage an Gerenot Richter

Eine Werkschau in 6 Kapiteln

„Werkschau in 6 Kapiteln“ nennen die Veranstalter eine Hommage an den Berliner Graphiker Gerenot Richter anlässlich seines 90. Geburtstages und 25. Todestages in diesem Jahr. Die Ausstellungsreihe wird in sechs Galerien in und um Berlin vom Mai dieses Jahres bis zum April nächsten Jahres gezeigt. Sie folgt keinem chronologischen Prinzip, sondern ist nach Werkgruppen geordnet. Von Volkhard Böhm weiter lesen

„Werden und Vergehen“ Farbholzschnitte von Brian Curling in Leipzig

Brian Curling hat sich ausführlich mit der Kunst des Japanischen Farbholzschnittes beschäftigt. Diese Faszination teilt er freilich mit vielen Künstlern. Curling ragt mit seinen Arbeiten, soweit ich das beurteilen kann, jedoch bereits jetzt heraus, denn er hat eine sehr individuelle und besondere Arbeitsweise entwickelt, die seine Farbholzschnitte einmalig macht.
Aktuelle Arbeiten zeigt er noch bis Anfang September unter dem Titel „Werden und Vergehen“ in der Leipziger Galerie für Holzschnitt und Hochdruck. weiter lesen

Anarchie und Sorgfalt

„Anarchie und Sorgfalt“ heißt die aktuelle Schau bei Hoch+Partner/Galerie für Holzschnitt und Hochdruck in Leipzig. Zu sehen sind Arbeiten von Hallenser Künstlerinnen und Künstlern der Kunsthochschule Burg Giebichenstein. Zusammengestellt wurde die Auswahl von Franca Bartholomäi, die seit 2010 die dortige Holzschnittwerkstatt leitet und ohne Übertreibung als eine der interessantesten zeitgenössischen Holzschneiderinnen gelten darf. weiter lesen

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