Barbara Husar zeigt neue Druckgrafiken in zwei deutschen Galerien.
Von Thomas König
Die österreichische Künstlerin Barbara Husar geht druckkünstlerisch ihren eigenen Weg. Und zwar benutzt sie unterschiedlichste Stempel, also kleine Hochdruckformen, die von ihr auf den Druckträger, meist Papier, händisch aufgetragen werden. Mit Stempeln, die sowohl figural als auch rein schriftlich ausgeformt sind, arbeitet sie seit 2007. Derzeit verfügt Barbara Husar über rund 1.680 verschiedener Stempel. Es ist ihr Mischpult, sie nennt es auch ihre analoge Festplatte, worin sie alle wesentlichen Aspekte rund um ihr Kernthema Reizweiterleitung speichert und neu verknüpft.
Barbara Husar hat jahrzehntelang immer wieder in der Wüste im Sinai gelebt, wo sie eine Ziegenherde besitzt, die von Beduininnen gehütet wird. Die Erfahrungen in der Wüste haben sie geprägt, sowohl durch den sternenklaren Himmel in der kalten Nacht kosmisch spirituell als auch bestens geerdet durch die Teilnahme am archaischen Leben der Beduinen. Ihr Atelier befindet sich seit einem Jahr im obersten Stockwerk eines turmähnlichen Gewerbegebäudes in Wien, auf dessen offener Freiraumfläche transformiert sie viele wesentliche Erfahrungen aus dem einfachen Leben in der Wüste mitten in die Großstadt.
Für die 2007 gegründete Venet-Haus Galerie in Neu-Ulm, Bayern, die seit 2013 unter einer neuen Führung steht, hat Barbara Husar die dreiteilige Druckgrafikedition „HOCHFREQUENZ § Münster“ geschaffen. Der Editionstitel bezieht sich auf die kosmisch-sphärische Strahlung, die sich in der Spitze des Turms konzentriert und von dort über das Bauwerk des Münsters mit der Erde verbunden wird. Es handelt sich dabei um drei verschiedene historische Ansichten des Ulmer Münsters, auf Bütten reproduziert, die jeweils von der Künstlerin händisch mit Farbe (Tusche bzw. Acryl) koloriert und mit ca. fünf Stempeldrucken versehen wurden. Auf den Passepartouts, in denen sich die Blätter befinden, sind jeweils die Titel der drei Sujets aufgestempelt. „HOCHFREQUENZ“ mit dem Kopf von Marilyn Monroe, dem allerersten Stempel von Barbara Husar, gekrönt mit einem Euter, „VIBRATION im Inneren sowie im Äußeren der Raumkrümmung“ mit den Libellenflügeln am Turm, einem Insekt von dem sich zwei Arten aus der Triaszeit bis heute erhalten haben, und „WELTEN IM DREHMOMENT“ mit einem Raumschiff sowie zwei an Fritteusen wie an Fallschirmen schwebende Elfen ohne Flügel. Bei den Sujets „HOCHFREQUENZ“ und „WELTEN IM DREHMOMENT“ wurde jeweils zusätzlich auf der Vertikalen des Turms eine geometrische Konstruktion mit einer zentrischen Sphäre aus Pentagonen platziert.
Da die Blätter in Handarbeit bearbeitet wurden, sind sie unterschiedlich und daher voneinander geringfügig abweichende Originale. Die Auflage pro Sujet beträgt jeweils fünf arabisch nummerierte Exemplare dazu zwei e.d.e und ein e.d.a. Die Größe der Arbeiten einschließlich Passepartout, in das sie fix montiert sind beträgt 30 x 40 cm. Sämtliche Blätter sind bis ins Passepartout hineinragend signiert. In der Ausstellung werden auch zugehörige Entwurfsskizzen und weitere Variationen gezeigt.
Die Ausstellung „HOCHFREQUENZ § Münster“ findet in der Venet-Haus Galerie, Bahnhofstraße 41, 89231 Neu-Ulm, vom 13. Oktober bis zum 12. November 2016 statt. www.galerie-im-venet-haus.de
Vom 15. Oktober bis 12. November 2016, also fast gleichzeitig, werden in der Galerie Michael Schultz, Mommsenstraße 34, 10629 Berlin, Arbeiten der Künstlerin unter dem Titel „Avantgarde der Teilchenbeschleuniger“ zu sehen sein. www.schultzberlin.com