Patrick Fauck

Scheinheiliger – ein Lichtdruck

In der Druckgraphik-Edition King’s Prints hat der deutsche Druckgraphiker Patrick Fauck einen Lichtdruck vorgelegt, den er im Museum für Druckkunst in Leizpig produziert hat. Von Thomas König

Nach den in den Um:Druck-Ausgaben Nr.24/13 und 25/14 präsentierten Druckgraphiken österreichischer KünstlerInnen, die mit Unterstützung von King’s-Prints realisiert werden konnten, stellen wir nun die erste Druckgraphik vor, die in Zusammenarbeit mit einem deutschen Künstler entstanden ist. Wir hoffen, dass dieses Blatt nicht das einzige solcher Herkunft bleiben wird und sich noch weitere deutsche KünstlerInnen finden, die mit uns kooperieren wollen.

Der 1970 im Saarland geborene Patrick Fauck bezeichnet sich als Druckgraphiker aus Passion. Und er ist in allen künstlerisch druckgraphischen Techniken zu Haus. Intensiv beschäftigt hat er sich in letzter Zeit mit dem Lichtdruck. In Österreich nicht mehr machbar, gibt es in Deutschland noch genau eine Werkstatt – im Museum für Druckkunst in Leipzig – und weltweit nur noch zwei weitere, und zwar in Kyoto und in Peking, in denen künstlerische Original-Lichtdrucke realisiert werden können. Es freut uns sehr, dass ein Blatt in dieser raren Technik im Rahmen der King’s-Prints erscheint. Der Lichtdruck ist das einzige Druckverfahren, das direkt echte Halbtöne drucken kann und daher für farbige Bilddrucke prädestiniert ist.

Es handelt sich dabei um einen Flachdruck, bei dem, ebenso wie bei der Lithographie, die Farbübertragung von der Druckplatte auf den Druckträger auf der gegenseitigen Abstoßung von Fett und Wasser basiert. Im Unterschied zur Heliogravüre, bei der die lichtempfindliche Schicht direkt auf eine Zink- bzw. Kupferplatte aufgetragen und die Platte nach der Belichtung und dem Aushärten geätzt wird, sodass ein Tiefdruck entsteht, muss beim Lichtdruck zunächst auf einer Glasplatte eine Grund- bzw. Haftschicht aufgetragen werden. Nach dem Trocknungsprozess wird die lichtempfindliche Druckschicht aufgebracht, die bei genau vorgegebenen Bedingungen getrocknet werden muss, damit das für den Lichtdruck typische Runzelkorn entstehen kann, welches die Halbtonbildung ermöglicht. Nachdem die Bereiche der Druckplatte, die später die Farbe annehmen sollen, belichtet und dadurch gehärtet sind, wird das Sensibilisierungsmittel, mit dessen Hilfe die Gelatineschicht lichtempfindlich gemacht wurde, ausgewaschen, wobei die unbelichteten Teile der Druckschicht Wasser und infolgedessen später keine Farbe aufnehmen.

Es ist die Kunst des/der DruckerIn, das Mischen der Haft- und Druckschicht, die Trockenphasen, das Belichten und Wässern der Platte so zu steuern, dass ein optimaler Lichtdruck erzielt werden kann. Sogar während des Druckprozesses der Auflage muss der/die DruckerIn bei klimatischen Änderungen im Raum eingreifen, um die erwünschten unterschiedlichen Tonwertwiedergaben der Druckfarbe zu gewährleisten.

Um eine Lichtdruck-Originalgraphik herzustellen, hat der/die KünstlerIn zwei Möglichkeiten: Entweder projiziert er/sie Filme, Folien oder andere transparente Gegenstände auf eine lichtempfindlich präparierte Druckplatte oder er/sie bringt verschiedene Chemikalien direkt auf eine nicht lichtempfindlich präparierte Platte händisch auf, wobei dann die Gelatineschicht mittels Alaun gehärtet wird. Bei letzterem Verfahren, dem Gelatinedruck, werden beim Druckprozess druckende und nicht druckende Partien von Farbe zu Farbe neu arrangiert, Farbauftrag und Druckqualität müssen ständig überwacht und reguliert werden. Es ist eine Arbeitsweise mit verlorener Form, daher sind vorangegangene Schritte nicht wiederholbar.

Patrick Fauck hat zur Herstellung seiner vierfarbigen Graphik „Scheinheiliger“ den komplizierten händischen Entstehungsprozess gewählt und dabei die Möglichkeiten des Lichtdrucks bei der Gestaltung ausgeschöpft. Der Scheinheilige lächelt den Betrachter an, wobei vor allem die Mundpartie sehr realistisch dargestellt ist. Die Frohnatur dürfte aber gespielt sein, da der prächtige Heiligenschein erst beim Schatten des Kopfes ansetzt.

Die 4-farbige Lichtdruck-Originalgraphik „Scheinheiliger“ hat eine Auflage 45 + 5 EA im Format 606 x 465 / 640 x 465 mm und wurde in der LICHTDRUCK KUNST LEIPZIG von Janine Kittler gedruckt. Um die Graphik in Farbe zu sehen, suchen Sie „Scheinheiliger“ aufpatrickfauck.blogspot.com. Der Verkaufspreis beträgt 280 € / Blatt (einschl. MWSt.). Zu beziehen von Patrick Fauck <p_fauck@yahoo.de>.

Patrick Fauck hat eine profunde Ausbildung als Künstler und Druckgraphiker absolviert. Er studierte zunächst an der Fachhochschule für Gestaltung in Mannheim, danach an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Kunstgeschichte und Philosophie und schloss mit dem Mag.art. ab. Es folgten die Hochschulen für Kunst und Design in Halle und für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Er lebt und arbeitet in Leipzig. Sein künstlerisches Schaffen wurde durch diverse Preise, so den Anerkennungspreis „Screening 2014“, Hildesheim, und beim 1. Druckgrafik-Wettbewerb der Leipziger Buchmesse 2013 sowie zahlreiche Stipendien und Artist in Residence-Aufenthalte gewürdigt. Als Druckgraphiker aus Passion, für den es nicht leicht ist, Galerien zu finden, die Druckgraphik präsentieren, stellt er vor allem in Deutschland aus.

Verwendete Literatur:

Kai Hofmann: Lichtdruck: Die Königin der Drucktechniken. In: Leipzig beeindruckt. 500 Jahre Druck- und Verlagsstandort. Eine Ausstellung im Rahmen der 1000-Jahr-Feier der Stadt Leipzig. Hg.: Museum für Druckkunst Leipzig, Leipzig 2015, S.44-5

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