Louis Szapary: Closed

Edition Jugendfrei 28

Der nunmehr letzte Beitrag zu unserer Edition Jugendfrei stammt von Louis Szapary, der bei Michael Schneider in der Klasse für Druckgraphik an der Universität für angewandte Kunst studiert. Louis Szapary, der auch mit einer Mappe über die Sieben Todsünden (siehe den Beitrag von Herwig Tachezi auf Seite 17 dieses Um:Drucks) hervorgetreten ist, ist Druckgraphiker. Das Malen, sagt Szapary, hat ihn nie wirklich interessiert, denn er sei vor allem und mit Begeisterung ein Zeichner. Und er habe eine Vorliebe für das traditionelle, analoge Handwerk. Gutes Handwerk ist für ihn ein wichtiges Qualitätskriterium für ein Kunstwerk, die schwarzen Hände des Druckers ein Nachweis des selbst geleisteten Arbeit.

 

Für die Edition Jugendfrei hat Louis Szapary eine Schablithographie, eine von ihm nun besonders bevorzugte, heute sehr selten angewandte Technik, geschaffen. In den schwarzen, fetten Ätzgrund, mit dem der Lithostein beschichtet ist, schabt der Zeichner mit einem Polierstahl oder Schabeisen seine Zeichnung hinein, sodass er aus dem Dunkeln ins Helle herausarbeitet. Zeichnend entfernt der Künstler den fetten Grund, sodass beim anschließenden Präparieren des Steins die freigeschabten Stellen Farbe abweisen und daher weiß bleiben. Die im Druck im tiefen Schwarz erscheinende Weißzeichnung trägt noch in sich die Erinnerung an die Alchimie und Schwarze Magie, die beim Zeichnen hintergründig mitwirken.

Die Schablithographie ermöglicht dem Zeichner ein stark emotional gesteuertes Arbeiten, bei dem sich ein Strich konsequent aus den bereits vorhandenen ergibt, die Zeichnung also, die Louis Szapary immer mit den Gesichtern beginnt, aus dem sich entwickelnden Dialog mit den bereits vorhandenen Strichen entsteht. Ein genaues Konzept hatte Szapary für dieses Blatt zuerst nicht: Aber im Laufe der Arbeit, drängte sich immer mehr der Gedanke in den Vordergrund, dass diese Arbeit das letzte Blatt der Edition Jugendfrei für die letzte Ausgabe des Um:Druck sein werde. Vor einem etwas windschiefen Gebäude, über dessen Eingangstüre undeutlich das Wort „Closed“ zu entziffern ist, erscheinen aus dem Dunkel der nächtlichen Straßenszene zwei alte Männer, etwas zwielichtigen Gestalten, die fast unbeteiligt, unentschlossen, abwartend an der Wand lehnen. Die beiden erinnern mich in ihrer leicht komisch-resignierten Haltung an die Comic-Figuren von Robert Crumb oder an die seltsamen Helden in Charles Bukowskys Geschichten. Es bleibt ihnen nichts anderes, als ihre Joints zu rauchen und gelassen, unaufgeregt, gar nicht neugierig das Weitere zu erwarten. Denn sie haben schon vieles erlebt, vieles verlassen und vergessen. Also ist auch dieses „Closed“ kein endgültiges Aus …

Ein schönes, symbolträchtiges Blatt in alter analoger Technik, ein überzeugender und würdiger Abschluss einer langen Serie interessanter und spannender Arbeiten junger KünstlerInnen im Um:Druck.

Philipp Maurer

Geben Sie einen Kommentar ab:

UM:DRUCK

Zeitschrift für Druckgraphik und visuelle Kultur | Journal of printed art and visual culture
Landstraßer Gürtel 17/30
1030 Wien, Österreich / Austria umdruck@tele2.at

Copyright © 2024. UM:DRUCK

 Facebook