Edition Jugendfrei 27
Wir blicken in einen Tunnel, der uns seltsam anmutet: eine in Bau befindliche U-Bahn-Station? Eine zerstörte Station? Der Boden uneben, an den Wänden die Spuren der Bagger und Tunnelbaumaschinen. Trotzdem scheint im Hintergrund ein Zug einzufahren. Eine etwas verstörende Situation.
Die Arbeit für die „Edition Jugendfrei” stammt von Mina Rakidzić, einer Künstlerin aus Belgrad. Wer Belgrad nur als Tourist kennt, weiß: dort gibt’s keine U-Bahn. Doch, sagen die BelgraderInnen, unser „Graben“, eine Station der Linie Beograd – Novi Beograd liegt unter der Erde. Und es gibt unfertige, verlassene Stationen einer einstmals geplanten U-Bahn. In diesen Tunnels studiert Mina Rakidzić die Bauweise, die Proportionen, die Wände, die verrottenden Materialien, die Konstruktionen und Destruktionen. „Aber“, sagt Mina Rakidzić, „man muss von der Belgrader U-Bahn nichts wissen, denn ich zeige zwar eine bestimmte Station, aber eigentlich geht es mir um Licht, Schatten, Dunkelheit, Tiefe, Linien, Atmosphäre. Und mich interessiert eben der Underground.“ Zwar geht es ihr nicht vordergründig um die kulturellen und politischen Konnotationen von „Underground“, aber dass diese von den BetrachterInnen mitgedacht werden, ist ihr schon recht. Denn mit ihren Sujets ist sie sicher ein Teil des Belgrader kulturellen Undergrounds.
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